Umgang mit Kritik

Umgang mit Kritik

„Um Kritik zu vermeiden: Tu nichts, sag nichts, sei nichts!“ (Elbert Hubbard)

Jeder von uns, kennt das Gefühl kritisiert zu werden. Ob im privaten oder beruflichen Bereich, durch die Eltern, den Partner oder den Chef – Kritik empfinden wir erstmal als etwas Unangenehmes und das ist auch völlig menschlich. Dennoch muss Kritik nicht per se etwas Schlechtes sein. Im heutigen Blogbeitrag wollen wir uns damit beschäftigen, inwiefern Kritik als Chance für Wachstum und Entwicklung gesehen werden kann und wie wir einen gesunden Umgang damit erlernen können.

Kritik ist im Grunde genommen ein Feedback beziehungsweise eine Bewertung von einer anderen Person auf unser Handeln, unser Verhalten oder unsere Persönlichkeit. Durch Kritik werden wir damit konfrontiert, dass unser Gegenüber nicht dasselbe Bild von uns hat wie wir. Kritik hat zwei Gesichter. Sie kann einerseits motivierend wirken, Probleme lösen und uns weiterbringen aber andererseits auch verletzend sein, Probleme schaffen und uns zurückwerfen. Wie Kritik auf uns wirkt, hängt stark mit unserem Selbstwert zusammen. Wir alle haben einen inneren Kritiker. Ist unser Selbstwert eher gering, können wir uns durch Kritik von außen in unserer Unsicherheit bestätigt fühlen und die Angst vor Ablehnung kann steigen. Haben wir einen überschätzten Selbstwert, neigen wir eher dazu, die Kritik zu übergehen und nicht anzunehmen. Auch die Erfahrungen aus unserer Kindheit entscheiden darüber, wie wir die Kritik wahrnehmen: Kinder, die häufig kritisiert werden, neigen dazu, später ebenfalls viel zu kritisieren oder auch Kritik sehr negativ aufzufassen.

Es gibt jedoch auch äußere Faktoren, die Einfluss auf unsere Kritikfähigkeit haben. Ein sehr entscheidender Faktor ist, ob es sich dabei um konstruktive oder destruktive Kritik handelt. Ist sie sachlich oder abwertend formuliert? Empfinden wir die Kritik als berechtigt oder unberechtigt? Geht es nur um eine Verhaltensweise von uns oder werden wir in unserer Persönlichkeit bzw. unserem Aussehen kritisiert? Möchte unser Gegenüber nur unser Bestes oder steckt Machtmissbrauch oder Geltungsdrang hinter der Kritik?

Es gibt also einige Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, ob wir Kritik annehmen und nutzen können. Die folgenden Tipps können dabei helfen, mit konstruktiver Kritik souverän umzugehen:

  • Hört eurem Gegenüber zu und lasst ihn ausreden. Interessiert euch für dessen Sichtweise und versucht sie zu verstehen.
  • Versucht ruhig zu bleiben, da es auch als Zeichen von Schwäche gedeutet werden kann, wenn ihr laut werdet.
  • Wenn ihr feststellt, dass euer Gegenüber im Recht ist, zeugt es von Stärke, dies zuzugeben oder (teilweise) zuzustimmen und nicht beleidigt oder trotzig zu reagieren.
  • Ihr könnt eurem Gegenüber auch Rückfragen stellen, um seine Argumentation besser nachzuvollziehen.
  • Besonders wichtig ist, dass ihr versucht, sie nicht persönlich zu nehmen und zu verstehen, dass ihr nicht als Person angegriffen werdet, sondern es nur um einer eurer Verhaltens – oder Arbeitsweisen geht. Dass andere hierzu vielleicht Verbesserungsvorschläge haben, bedeutet nicht, dass sie euch als Menschen ablehnen. Schafft ihr es, eine emotionale Distanz zur Situation zu schaffen, seid ihr auch weniger angreifbar und könnt das Ganze objektiver betrachten.
  • Uns ist nicht immer bewusst, dass wir mit unserem Verhalten jemandem Leid zugefügt haben könnten. Ihr könnt jedoch durch Kritik darauf hingewiesen werden und euch entschuldigen.
  • Kritik anzunehmen, bedeutet nicht, dass ihr eure eigene Meinung nicht mitteilen dürft. Achtet darauf, dass sie sachlich und konstruktiv formuliert ist.
  • Versucht die Kritik als Chance zu nehmen. Sie kann dazu dienen, sich weiterzuentwickeln und neue Perspektiven zu entdecken. Die eigene Meinung muss nicht immer die einzig Wahre sein. Also nehmt auch mal Verbesserungsvorschläge an.
  • Wenn ihr mit eurem eigenen Verhalten stets selbstkritisch umgeht, könnt ihr lernen, weniger emotional auf eine Situation zu blicken und damit auch Angst vor Kritik verlieren.
  • Zu guter Letzt hilft es, wenn ihr euch eingesteht, nicht perfekt sein zu müssen und auch mal Fehler machen zu dürfen. Dann könnt ihr euch auch einfacher selbst verzeihen und die Kritik positiv umsetzen.

Abschließend lässt sich also sagen, dass unser Umgang mit Kritik viel über unser Selbstbewusstsein aussagt. Dies bedeutete im Umkehrschluss, dass wenn wir an unserem Selbstwert arbeiten, auch daran arbeiten, besser mit konstruktiver Kritik umzugehen und sie als Motor nutzen zu können. Sie kann dann bereichernd sein, uns neue Blickwinkel eröffnen und unsere Stärken und Schwächen erkennen lassen. Handelt es sich jedoch um destruktive Kritik, können wir etwas anderes lernen: Nicht alles was wir tun und lassen, muss anderen gefallen. Lasst euch nicht von jeder Kritik aus der Bahn werfen und versucht euch freier von der Meinung anderer zu machen.

„Tue, was sich in deinem Herzen richtig anfühlt, kritisiert wirst du so oder so“ (Eleanor Roosevelt)


5 Kommentare

  • Sibylle V.

    Gern gelesen, gut geschrieben, sehr tiefgehend und analytisch. Danke dafür. Schade für mich, dass der Umgang mit Kritik, die Reaktion auf diese, auch das Ausschließen des Kritikers bedeuten kann.

  • Sibylle V.

    Gern gelesen, gut geschrieben, sehr tiefgehend und analytisch. Danke dafür. Schade für mich, dass der Umgang mit Kritik, die Reaktion auf diese, auch das Ausschließen des Kritikers bedeuten kann.

  • Sabrina

    Toller Beitrag. Den Punkt mit der Kindheit fand ich sehr interessant. Ich selbst bin wohl mein stärkster Kritiker und dennoch kann ich recht schlecht damit umgehen. Ich wollte immer schon gut genug für andere sein und weiß, dass dies viel aus meiner Kindheit rührt. Und es ist eben nicht so, dass man als Erwachsener leichter damit umgeht, wenn man als Kind schon öfter Kritik ausgesetzt wird. Ganz im Gegenteil. Glg

  • Lisa-Marie

    Wow, was für ein toller Beitrag! (Negative) Kritik ist meist wirklich unangenehm, man fühlt sich schon erstmal vor den Kopf gestoßen… Aber man lernt daraus. Ich war früher immer sehr impulsiv und hab es gleich als Kritik an meine Person empfunden, dass ist mittlerweile nicht mehr so. Ich weiß wer ich bin und was ich kann und wenn jemand Kritik äußert, kann man doch nur daraus lernen :) Und wenn jemanden was nicht gefällt – dann ist das seine Einstellung, welche ich nicht teilen muss. Danke für die tollen Tips! Ein sehr wichtiges Thema – gerade (und leider) in der heutigen Zeit…
    Alles Liebe für euch 🙏❤️
    Ganz liebe Grüße!

  • Steffi

    Ihr Lieben,
    ein so guter Beitrag zu diesem Thema, er enthält mega viele Infos, die ich schon kannte und dennoch nicht immer umsetze., nun aber noch mal versuche neu zu festigen und anzuwenden. Man wird es sicherlich nie 100% richtig machen können aber man kann doch sehr nah dran sein um sich sicher und gut zu fühlen – DANKE für die tollen Worte und die Zeit, die ihr euch genommen habt dieses Thema zu vertiefen 😘
    Liebe Grüße
    Steffi


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